Wir haben bereits über zu viele Reize geschrieben, wie dies zu Überstimulation führen kann und was man tun kann, um das Risiko zu verringern. Andererseits zeigt die Wissenschaft, dass das gezielte Aufsuchen neuer Reize gut für das Gehirn ist und helfen kann, Unterstimulation zu verhindern. Das Gleichgewicht zwischen Über- und Unterstimulation ist entscheidend für ein geistig gesundes Leben. Virtuelle Reisen mit Bike Labyrinth können dabei helfen, neue Reize dosiert zu erleben.
Im gleichen Zusammenhang untersuchten chinesische und australische Forscher die Wirkung von bewegten Bildern (Gehen oder Radfahren), das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, und die Auswirkungen auf das Gehirn (Hou 2025.
Wenn wir aktiv unterwegs sind, scheint sich die Welt um uns herum zu bewegen. Unser Gehirn nimmt einen kontinuierlichen Strom neuer Reize wahr: Bewegte Bilder stimulieren die Augen und die Netzhaut. Diese Informationen werden über die Sehnerven an den visuellen Kortex und andere am Bildverarbeitungsprozess beteiligte Hirnareale weitergeleitet. Man spürt auch die Bewegung – Informationen über das Gleichgewicht und die Körperhaltung werden mit den visuellen Eindrücken kombiniert. Alle beteiligten Hirnareale arbeiten zusammen, um ein logisches Bild der Umgebung zu erzeugen. Dieser stetige Informationsfluss wird als „optischer Fluss“ bezeichnet. In Bewegung zu sein hat weitere Vorteile für das Gehirn: Es fordert die räumliche Orientierung, die Aufmerksamkeit und die Navigationsfähigkeit.
Die Forschungsgruppe analysierte Daten von 479.723 Erwachsenen mittleren Alters. Das Durchschnittsalter lag bei 56,5 Jahren, etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden waren Frauen. Die Daten wurden über einen Zeitraum von 13 Jahren gesammelt und in eine medizinische Datenbank eingetragen. Während dieses Zeitraums wurde bei 1,8 % (8.845 Personen) eine Demenz und bei 0,8 % (3.956 Personen) eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert.
Die Teilnehmenden berichteten, wie stark sie in den letzten 4 Wochen bewegten Bildern durch Gehen oder Radfahren ausgesetzt waren (Pendeln zur Arbeit war ausgeschlossen). Es wurden vier Kategorien gebildet:
Im Vergleich zur inaktiven Gruppe zeigte sich in der Gruppe, die mit dem Fahrrad unterwegs war, ein geringeres Demenzrisiko. Diese Gruppe hatte auch ein größeres Hippocampusvolumen (der Hippocampus ist eine Struktur im mittleren Bereich des Gehirns, die für das Gedächtnis und die räumliche Orientierung eine wichtige Rolle spielt). Bei Menschen mit Demenz ist der Hippocampus verkleinert, weil Nervenzellen und ihre Verbindungen dort langsam absterben. Das führt unter anderem zu Orientierungs- und Gedächtnisstörungen.
Auch Gruppen mit einem erhöhten Risiko für Demenz profitierten vom Radfahren, wenn auch in geringerem Maße. Es zeigte sich außerdem, dass weitere Hirnregionen bei den Radfahrenden größer waren. Die Autorinnen und Autoren kamen daher zu dem Schluss, dass Radfahren – bei dem bewegte Bilder eine Rolle spielen – eine vielversprechende Strategie zur Erhaltung der Gehirngesundheit sein könnte.
Am wichtigsten ist: Die Studie zeigt zwei gleichzeitige Beobachtungen innerhalb einer Gruppe: Personen, die regelmäßig Rad fuhren, erkrankten seltener an Demenz als Personen, die nicht Rad fuhren. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Radfahren und einem verringerten Demenzrisiko – doch das beweist nicht, dass das Radfahren selbst die Ursache ist. Vielleicht haben Radfahrende einfach einen gesünderen Lebensstil. Auch andere (noch unbekannte) Faktoren könnten eine Rolle spielen. Weitere Forschung ist nötig, um diesen Zusammenhang besser zu verstehen.
“Personen, die regelmäßig Rad fahren, erkrankten seltener an Demenz als solche, die nicht Rad fahren.”
Die Forschung legt nahe, dass regelmäßiges Radfahren (und ausreichende Bewegung allgemein) das Demenzrisiko senken und das Hippocampusvolumen erhalten kann. Spazierengehen hat ebenfalls gesundheitliche Vorteile, aber laut dieser Analyse wirkt es weniger stark als Radfahren – oder betrifft andere Hirnregionen, die in dieser Studie nicht berücksichtigt wurden. Selbst bei erhöhtem Risiko scheint Radfahren eine gute Methode zu sein, um das Risiko möglichst gering zu halten (siehe auch die Originalveröffentlichung zu den Auswirkungen des Livingston The Lancet Commissions 2024). Es gibt also viele gute Gründe, mit Bike Labyrinth aufs Rad zu steigen.