Bike Labyrinth System: Durch die Welt und zurück ins Leben

Körperliche Bewegung ist wichtig für alle Menschen. Doch was ist mit denen, die gerade nicht in der Lage sind, sich selbständig oder im Freien zu bewegen? Dank einer Firma aus den Niederlanden können sie sich virtuell bewegen: Ihr Bike Labyrinth System ermöglicht Bildschirm-Fahrradtouren durch die ganze Welt. Ursprünglich für Menschen mit Demenz entwickelt, kommt es mittlerweile auch in anderen medizinischen Bereichen zum Einsatz, wie der Interdisziplinären Operativen Intensivstation (IOI) des UKL. Dort wird es seit Mitte Mai genutzt, um Patient:innen schneller zu mobilisieren – mit Erfolg.

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Hintergrundgeräusche, Gegenverkehr, Skateboardfahrer, die plötzlich überholen: Beim Training mit dem Bike Labyrinth System auf der Interdisziplinären Operativen Intensivstation sind die Patient:innen, wie hier Herr Graf, nicht nur motorisch, sondern auch kognitiv gefordert. Die UKL-Physiotherapeutinnen Mandy Dennhardt (re.) und Anja Barthel überwachen seine „Fahrt“. - Stefan Straube / UKL

Leipziger Uniklinikums ihm den Bewegungstrainer ins Zimmer rollt - nicht irgendeinen, sondern das Bike Labyrinth System, eine Art Fahrradergometer mit angeschlossenem 43-Zoll-Bildschirm. Damit tritt sich der 63-Jährige im Bett liegend derzeit durch die Welt und zurück ins Leben, denn Herr Graf wurde Ende Mai ein Teil der Leber seiner Frau transplantiert. Auf der IOI hat er nun Zeit, wieder zu Kräften zu kommen.

Das Bike Labyrinth System erleichtert ihm dabei das Training, denn es bietet aktuell mehr als 600 verschiedene virtuelle Radtouren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen an. Das Spektrum reicht von Metropolen wie Tokio, London oder Rom bis hin zu speziellen Gebirgs- oder Wüstentouren. Herr Graf hat sich für den Red Rocks Park in Colorado / USA entschieden - laut Hersteller eine ruhige Tour durch die Natur und damit genau richtig für Patienten wie ihn, sagt Sylvia Köppen, die pflegerische Bereichsleitung der IOI. Sie hat das Bike Labyrinth System am UKL initiiert und passt auf, dass sich Herr Graf weder physisch noch psychisch überlastet. "Die Touren sind sehr lebensecht gestaltet mit Hintergrundgeräuschen, Gegenverkehr, Kreuzungen, an denen man sich für eine Richtung entscheiden muss, Fußgängerinnen, Roller- oder Skateboardfahrern, die einen plötzlich überholen. Das ist einerseits gut, weil es die Patientinnen und Patienten nicht nur motorisch, sondern auch kognitiv fordert. Andererseits können an einem Ort wie einer Intensivstation zu viele Reize kontraproduktiv sein."

Abgesehen davon fällt Sylvia Köppens Fazit nach den ersten Wochen durchweg positiv aus: Das Bike Labyrinth System sei leicht zu bedienen und stelle eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie durch Pflegekräfte, Physiotherapeutinnen und -therapeuten dar. Darüber hinaus trage es besser als jeder Fernseher zur Abwechslung und Ablenkung bei. "Unsere Patientinnen und Patienten werden mit Hilfe verschiedener Trainingsgeräte täglich zwischen 15 und 30 Minuten mobilisiert. Und egal, ob sie dabei elektrisch unterstützt werden oder dafür eigene Kraft aufbringen - ohne den visuellen Reiz, den Bewegung in der Regel mit sich bringt, wird das auf Dauer langweilig. Unsere Hoffnung ist, dass sie sich mit dem Bike Labyrinth System mit mehr Freude und dadurch mit mehr Ausdauer bewegen."

Bei Herrn Graf geht die Rechnung auf: Er hat bereits eine zweite Tour gestartet: Konstant tritt er sich an den Wasserfällen rund um Ithaca im US-Bundestaat New York entlang. Neun Kilometer in gut zwölf Minuten werden es am Ende sein - genug Bewegung und Eindrücke für einen Tag.

Universitätsklinikum Leipzig / University of Leipzig Medical Center

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