Im Altenzentrum mit dem Fahrrad nach Paris radeln

Dank einer Spende können die Senior*innen im Caritas-Altenzentrum St. Elisabeth virtuell 700 verschiedene Radtouren unternehmen.

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Altenzentrums St. Elisabeth in Germersheim machen gerne virtuelle Radtouren durch die ganze Welt. Möglich macht es das „Bike-Labyrinth“, das dank einer großzügigen Spende des Dora-Detzel-Stiftung angeschafft werden konnte.

Franziska Wink, Kim Smetan, Regina Ungeheuer, Kirstin Fischer

Franziska Wink radelt durch München über den Marienplatz. „Da geht’s doch irgendwo zum Viktualienmarkt, oder?“, fragt Kirstin Fischer, Bereichsleiterin Sozialer Dienst, und die Seniorin biegt entsprechend ab. Die beiden kommen ins Gespräch über den berühmten Markt, die Bayrische Landeshauptstadt und das Oktoberfest, denn Franziska Wink kommt aus Niederbayern und war öfters in München. Die Radtour weckt Erinnerungen an die alte Heimat.

Die Seniorin radelt nicht wirklich durch Bayern, sondern sitzt in ihrem Rollstuhl im ersten Stock des Caritas Altenzentrums St. Elisabeth. Ihre Füße stehen auf den Pedalen des MOTOmed Bewegungstrainers, eine Art Fahrrad-Ergometer. „Ich trete auch nicht selber, ich werde getreten“, verrät die Seniorin lachend. Das MOTOmed gibt es schon länger im Altenzentrum. Bewohner können im Rollstuhl oder einem Sessel davor sitzen, aktiv treten oder die Beine passiv bewegen lassen. Jede und jeder so, wie es möglich ist. Das Gerät ließe sich auch auf Handbetrieb umschalten.

Dass das MOTOmed sich seit kurzem aber besonderer Beliebtheit erfreut, liegt an dem damit verbundenen Fernsehbildschirm, der nun davor steht. Kein einfacher Bildschirm, sondern ein „Bike-Labyrinth“, mit dem die Bewohnerinnen und Bewohner nun virtuell durch die ganze Welt radeln können können, von Paris bis New York. Fast 700 interaktive Radtouren können ausgewählt werden. Dazu sind Video-Clips hinterlegt, die bei einer echten Radtour durch die jeweilige Stadt von einem Radfahrer mit Kamera aufgenommen wurden. Wenn sich die Senioren nun virtuell auf die Tour machen, sehen sie im Bildschirm die Stadt tatsächlich aus der Perspektive eines Radfahrers und hören die Geräusche einer Stadt und Fahrradklingeln. An Kreuzungen können sie durch den Druck auf einen gelben oder blauen Knopf entscheiden, ob sie nach rechts oder links abbiegen möchten. Wenn sie aufhören, in die Pedale zu treten, bleibt auch der Film stehen.

Franziska Wink sucht sich eine spannende Radtour aus

Das Bike-Labyrinth ist eine Spende der 2008 gegründeten Dora-Detzel-Stiftung, die dem Caritas Altenzentrum St. Elisabeth seit Jahren Wünsche für die Bewohner erfüllt. Die Stiftung geht auf den 2007 verstorbenen Lingenfelder Bürger Hans Puderer zurück. Der habe ein Vermögen hinterlassen und sich gewünscht, dass damit eine Stiftung gegründet werde, mit der Senioren unterstützt werden. „Eigentlich hätte er gerne gehabt, dass ein Altenheim damit gebaut wird, aber das ging so nicht“, erklärt Regina Ungeheuer, die mit Dekan Jörg Rubeck und Jan Gehrlein den Vorstand der Stiftung bildet. Stattdessen wird mit dem Geld, das die Stiftung ausschüttet, nun das Caritas Altenzentrum St. Elisabeth unterstützt. Wichtig war Puderer, dass es Anschaffungen sind, von denen alle etwas haben. In den vergangenen Jahren hat das Altenzentrum schon einen Kleinbus bekommen, Sitzgruppen wurden angeschafft, der Garten gestaltet und nun eben das Bike-Labyrinth für rund 6000 Euro gekauft. „Das hätten wir uns sonst nicht leisten können“, erzählt Einrichtungsleiterin Kim Smetan, die sehr dankbar für die Unterstützung ist.

Therapeuten, die zu den Bewohnern kommen, würden das Bike-Labyrinth auch gerne für die Arbeit nutzen. Bei Bedarf könne das Gerät für die Übungsstunde auch leicht in ein Bewohnerzimmer gerollt werden. Mitarbeiterinnen der sozialen Betreuung machen dank des Bike-Labyrinths mit den Bewohnern einen Ausflug in die große weite Welt, ein bisschen Urlaub.

Franziska Wink, Kim Smetan, Regina Ungeheue und Kirstin Fischer schauen, wo man überall hinfahren kann mit dem Spezialfahrrad

Franziska Wink ist inzwischen in Korsika unterwegs. „Das ist eher nichts für mich, diese steilen Straßen und Kurven“, stellt sie fest und Kirstin Fischer sucht weiter. „Österreich wäre fein“, schlägt die Seniorin vor. Auch das gibt es, genauso wie Ausflüge in Nationalparks in den USA oder Traumtouren durch die Dolomiten. Doch das Bike-Labyrinth kann noch mehr. „Man kann nicht nur Radtouren machen, es gibt auch verschiedene Quiz“, erklärt Kirstin Fischer. Bald machen alle mit beim Länderraten: Franziska Wink, Kirstin Fischer, Kim Smetan und Regina Ungeheuer, denn es ist gar nicht so einfach. Befindet sich der Sandstrand, der auf dem Bildschirm gezeigt wird in Italien oder in Brasilien? Währenddessen radelt Franziska Wink immer weiter. Jetzt darf sie mit den Tasten am Lenker gelbe und blaue Ballons zerplatzen lassen. Fast eine Stunde ist sie schon unterwegs. „Das ist eine gute Sache, wirklich interessant“, sagt sie.

Text und Fotos: Dr. Christine Kraus für den Caritasverband für die Diözese Speyer

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