Die Durchführung körperlicher Aktivität während der Dialysebehandlung bietet zahlreiche unmittelbare Vorteile. Zunehmend bestätigen wissenschaftliche Studien, dass Bewegung sowohl während als auch außerhalb der Dialysesitzungen langfristig positive Auswirkungen auf Dialysepatientinnen und -patienten haben kann. Bewegung trägt nicht nur zur Verbesserung der allgemeinen körperlichen Fitness bei, sondern kann auch helfen, einige der negativen Effekte wiederholter Dialysebehandlungen abzumildern.
Eine der negativen Folgen einer langfristigen, wiederholten Dialyse ist das erhöhte Risiko einer Herzinsuffizienz, das durch die Behandlung selbst bedingt wird. Während der Dialyse wird die Patientin oder der Patient an eine Dialysemaschine angeschlossen, wodurch das Blutvolumen, in dem das Blut zirkuliert, vorübergehend ansteigt. Dies führt dazu, dass das Herz weniger durchblutet wird und infolgedessen weniger Sauerstoff und Nährstoffe erhält. Langfristig kann dies zu einer reduzierten Pumpleistung des Herzens führen (sogenanntes myocardial stunning). Da das Herz während jeder Dialysesitzung verstärkt arbeiten muss, kann dies im Laufe der Zeit zu einer Vergrößerung des Herzens und letztlich zu einer Herzinsuffizienz führen. Gleichzeitig ist die Dialyse für diese Patientengruppe jedoch unerlässlich.
Körperliche Aktivität während der Dialyse, welche die Durchblutung und die Herzaktivität anregt, kann dazu beitragen, diesen negativen Effekten entgegenzuwirken. Zudem gewährleistet Bewegung während der Dialyse eine kontinuierliche Blutversorgung lebenswichtiger Organe.
Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Dialysebehandlung auch langfristig zu optimieren, um die allgemeine Gesundheit der Patientinnen und Patienten – einschließlich ihrer Herzgesundheit – bestmöglich zu erhalten. Bewegung während der Dialyse spielt dabei eine wesentliche Rolle. Aus diesem Grund sprechen sich Medizinerinnen und Mediziner sowie Forschende dafür aus, körperliche Aktivität während der Dialyse weltweit als Standardbestandteil der Versorgung von Dialysepatientinnen und -patienten zu etablieren (Morgan 2022, King 2022).
Um die positiven Effekte des Radfahrens während der Dialyse (intradialytic cycling) zu belegen, wurden in den Jahren 2016 und 2019 zwei große randomisierte und kontrollierte Studien initiiert, von denen eine mehrere Dialysezentren umfasste (DiaTT Trial: von Gersdorff 2022 en CYCLE-HD: Graham-Brown 2016). In beiden Studien wurde das Radfahren während der Dialyse als Intervention eingesetzt. Die Teilnehmenden der DiaTT-Studie fuhren zwölf Monate lang Fahrrad, während die Teilnehmenden der CYCLE-HD-Studie sechs Monate lang während der Dialyse trainierten. Die Forschenden untersuchten umfassend die Auswirkungen des Radfahrens auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten während und nach der Dialyse sowie die langfristigen Effekte – einschließlich der zuvor beschriebenen Auswirkungen auf das Herz – und die Kosteneffizienz des Bewegungsprogramms.
Es konnte festgestellt werden, dass regelmäßiges Radfahren während der Dialyse mehrere positive Effekte hat: Beispielsweise verschlechterte sich die körperliche Leistungsfähigkeit in der Gruppe ohne Bewegung, während sie in der Radfahrgruppe über die gesamte Studiendauer hinweg stabil blieb. Bezüglich der Lebensqualität zeigte das Radfahren einen positiven Einfluss auf die Vitalität, jedoch nicht auf andere Aspekte der Lebensqualität. Darüber hinaus war die Anzahl der während der Studie aufgetretenen negativen Ereignisse (adverse events) in beiden Gruppen gleich. Ein weiterer positiver Effekt zeigte sich in der Verweildauer im Krankenhaus: Patientinnen und Patienten der Bewegungsgruppe verbrachten im Median zwei Tage pro Krankenhausaufenthalt, während es in der Kontrollgruppe mit Standardversorgung ohne Radfahren während der Dialyse fünf Tage waren. Radfahren während der Dialyse hatte keinen Einfluss auf dialysespezifische Nebenwirkungen oder die Sterblichkeit. Die Autorinnen und Autoren kamen zu dem Schluss, dass ein zwölfmonatiges Bewegungsprogramm während der Dialyse langfristig positive Auswirkungen auf die körperliche Funktionsfähigkeit von Dialysepatientinnen und -patienten hat (Anding-Rost 2023 ClinicalTrials.gov: NCT03885102).
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sechs Monate Radfahren während der Dialyse (CYCLE-HD) vor langfristigen herzbezogenen Veränderungen schützen kann, die durch wiederholte Dialysen verursacht werden und mit kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung stehen (Graham-Brown 2021). Zudem erwies sich dieses Programm als kosteneffektiv. In der CYCLE-HD-Studie wurden nachträglich medizinische Unterlagen ausgewertet, um die Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen, hausärztlichen Konsultationen sowie die Verschreibung und Nutzung von Medikamenten durch die Studienteilnehmenden zu analysieren. Diese Erhebungen erfolgten sowohl während der Studienlaufzeit als auch in den darauffolgenden sechs Monaten. In diesem Zeitraum wurde zudem die Nutzung von Gesundheitsleistungen sowie die Lebensqualität untersucht. Diese Kosten wurden den Kosten für die Implementierung der Intervention gegenübergestellt. Radfahren während der Dialyse erwies sich als kosteneffizient, weshalb die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss kamen, dass die Einführung solcher Programme auf nationaler Ebene Priorität erhalten sollte (March 2021).
Diese groß angelegten randomisierten und kontrollierten Studien zeigen, dass Radfahren während der Dialyse nicht nur kurzfristig positive Effekte auf den Dialyseverlauf und die ersten Stunden danach hat, sondern auch langfristig Vorteile für die Patientinnen und Patienten mit sich bringt.
Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit:
Lebensqualität: Radfahren hatte einen positiven Einfluss auf die Vitalität.
Weniger Krankenhausaufenthalte (medianer Aufenthalt pro Einweisung):
Trotz der nachgewiesenen Vorteile kann es schwierig sein, Patientinnen und Patienten zur regelmäßigen Nutzung des Fahrrads zu motivieren. Bike Labyrinth kann hierbei unterstützend wirken, da es nicht nur um körperliche Aktivität geht, sondern auch um den Spaß an der Bewegung. Dank virtueller Fahrradrouten wird das Training zu einem angenehmen Erlebnis und fördert die Entspannung. Überlegen Sie selbst: Was klingt ansprechender – „Wir unternehmen eine virtuelle Städtereise nach Rom“ oder „Wir fahren 30 Minuten Fahrrad“?